Publié le 13/11/2020

Hans STARK, im Interview mit Katrin Aue für SR 2 KulturRadio

Gedenken an den Abend des 13. November 2015: Damals töteten islamistische Terroristen 130 Menschen und verletzen fast 700 weitere, viele davon schwer. Die Wunden, die damals geschlagen wurden, sitzen noch sehr tief. Hans Stark lehrt an der Sorbonne und ist Berater für deutsch-französische Beziehungen im Ifri. Er meint, in den franzölsischen Städten gebe es zunehmend rechtsfreie Räume von Menschen, die sich dem staatlichen Einfluss entziehen.

Frankreich ist ein Land, das enorm vom islamistischen Terror betroffen ist. Die Attentäter waren zum Teil Flüchtlinge, die illegal nach Frankreich gekommen waren, aber auch Kinder und Enkel der ersten Immigrationswelle in den 60er Jahren, so Stark, die in Frankreich aufgewachsen sind. Sie hätten normalerweise zu stark in der französischen Gesellschaft integriert sein müssen, um nicht nicht Radikalen zum Opfer zu fallen.

ZIELSCHREIBE DES INTERNATIONALEN TERRORS

Das Problem sei dass es in den Vororten der französischen Städte zunehmend rechtsfreie Räume gebe, in denen Teile der muslimischen Bevölkerung sich den staatlichen Behörden entziehe. Dazu gehörten Schulen oder kulturelle Einrichtungen. Sie lebten in Parallelgesellschaften, die der französischen Republik nicht mehr zugänglich sind.

Aus Sicht dieser Menschen provoziert Frankreich die Muslime. Das sei auch weltweit zu erkennen, an Protesten in muslimischen Ländern wie Malaysia oder Pakistan. In Saudi-Arabien habe es einen Anschlag gegeben auf ein Konsulat und auf französische Diplomaten. Der Umgang in Frankreich mit den Mohammed-Karikaturen schlägt laut Hans Stark so hohe Wellen, dass das Land zu einer Zielscheibe des internationalen Terrorismus geworden ist. Und das werde auch nicht abflauen, solange der offensive Umgang mit dem Karikaturen in Frankreich als notwendig gesehen werde, um die Meinungsfreiheit zu garantieren.

FRANKREICH REAGIERT VOR ALLEM MILITÄRISCH

Frankreich reagiere nun vor allem militärisch. Militärs patrouillieren in den Straßen, es gibt Kontrollen. Deutschland dagegen versuche, vor Ort gegenzusteuern: etwa der Aufbau von Infrastruktur, Entwicklungshilfe, Ausbildung, Schulausbildung für Mädchen. Aus französischer Sicht sollte Europol zu einem europäsichen FBI umgestaltet werden. Österreich hat nach dem dortigen Anschlag gefordert, die Zusammenarbeit bei Rücknahmeverfahren zu beschleunigen.

 

>> Hören Sie dieses Interview auf der Webseite des SR 2 KulturRadio [1]