Coronavirus: Deutsch-französische Solidarität auf die Probe gestellt
Während die Corona-Gesundheitskrise Europa immer härter trifft, scheint sie Frankreich und Deutschland nicht im gleichen Tempo und mit der gleichen Intensität zu belasten. Die Krise stellt ihre jeweiligen Gesundheitssysteme auf unterschiedliche Weise auf die Probe. Sie beeinträchtigt den sozialen Zusammenhalt und die Wirtschaft in beiden Ländern ganz erheblich, und stellt die deutsch-französische und die europäische Solidarität immer mehr in Frage.

Die Aufnahme von etwa hundert französischen Patienten in deutsche Krankenhäuser auf Initiative der lokalen Behörden ist selbstverständlich ein Zeichen der Solidarität angesichts der Coronavirus-Epidemie. Sie drückt auch das Bemühen aus den deutschen Behörden aus, die Abschottung in den Grenzregionen zu überwinden und ein gemeinsames Zugehörigkeitsgefühl zu Europa erhalten.
Aber verdecken diese Gesten, die in den Medien sehr präsent waren, nicht einen tiefgehenden politischen Zwist zwischen beiden Regierungen, in der Frage, durch welche finanz- und wirtschaftspolitischen Entscheidungen diese Solidarität ins Leben gerufen wird? Trotz der erzielten Kompromisse und der jüngsten Fortschritte werden in den kommenden Wochen von der deutschen und der französischen Öffentlichkeit konkrete Entscheidungen erwartet, um die europäische Wirtschaft nach der Gesundheitskrise wieder zu anzukurbeln.
Paul Maurice ist Wissenschaftler im Studienkomitee für deutsch-französische Beziehungen (Cerfa) im Ifri.
Diese Publikation ist auf Französisch verfügbar: "Coronavirus : la solidarité franco-allemande à l’épreuve" (pdf)
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