Deutschland im Wandel: Das Parteiensystem bei der Bundestagswahl 2021

Die Bundestagswahl am 26. September 2021 stand im Zeichen des personellen Wandels, da die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel sich nicht wieder zur Wahl stellte. Die Streuung der Stimmen und die hohe Volatilität der Wählerschaft führten zu einer Neudefinition der Parteienlandschaft und -geographie in Deutschland.

■ Es ist das erste Mal seit 1949, dass keine Partei die 30 %-Marke erreicht hat. Theoretisch gäbe es noch eine Mehrheit für eine große Koalition zwischen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und den Unionsparteien (Christlich-Demokratische Union, CDU / Christlich-Soziale Union, CSU), aber die Unterstützung der Wähler für ein solches Bündnis schwindet zusehends.
■ Die Wähler der Grünen und der Liberalen von der Freien Demokratischen Partei (FDP) sind nach wie vor überwiegend Westdeutsche, die zu den höheren sozioökonomischen Schichten mit den höchsten Einkommen gehören.
■ Der Ost-West-Unterschied ist nach wie vor ausgeprägt: Im Osten stagniert die Alternative für Deutschland (AfD), gewinnt aber lokal an Boden, die CDU ist im Niedergang begriffen und nur die SPD scheint eine Volkspartei zu sein.
■ Die Erwartungen der Wählerinnen und Wähler unterscheiden sich je nach Altersgruppe: Die Jüngsten wünschen sich Veränderungen durch die Grünen und die Liberalen, die Älteren Stabilität durch SPD und CDU.
Paul Maurice ist Research Fellow im Studienkomitee für deutsch-französische Beziehungen (Cerfa) am Ifri, wo er sich insbesondere mit Fragen der deutschen Innenpolitik und den deutsch-französischen Beziehungen im Kontext der europäischen Integration beschäftigt.
Diese Publikation ist auf Französisch verfügbar: "Une Allemagne en mutation : Le système des partis à l’épreuve des élections fédérales de 2021" (pdf).
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