Frankreich-Deutschland: eine Neuordnung im Energiebereich ist unerlässlich
Frankreich und Deutschland müssen ihre Konflikte lösen und endlich eng zusammenarbeiten, um die Kosten der Energiewende zu begrenzen und die Energiesicherheit zu stärken. Nationale Politiken sollten nicht vereinheitlicht werden, sondern Komplementaritäten stärker akzentuiert und verfolgt werden. Ein Neuanfang ist 2025 nach den deutschen Wahlen möglich, setzt jedoch ein höheres Maß an Flexibilität und Effizienz bei der Umsetzung der EU-Ziele sowie die systematische Festigung des Prinzips der Technologieneutralität voraus.

Im Namen seiner Glaubwürdigkeit muss Frankreich seine öffentlichen Ausgaben unter Kontrolle bringen, ohne die bescheidenen Wachstumsperspektiven zu gefährden. In Deutschland wiederum würde eine Reform der Schuldenbremse von 0,35% auf mindestens 0,50% des BIP ein solideres Profil für Sicherheits- und Zukunftsausgaben gewährleisten und auch im Interesse Europas liegen.
Die Flexibilität der Systeme und die Versorgungsicherheit, sowie der Wirtschaftsschutz, müssen deutsch-französische Prioritäten darstellen. Ohne die Suche nach Systemkomplementaritäten und dem aktiven Bekenntnis zum Prinzip der Technologieneutralität werden eine Neubelebung der deutsch-französischen Zusammenarbeit und die Konsolidierung der europäischen Energiepolitik nicht machbar sein. Dies bedeutet, dass für die zivile Kernkraft in Europa (und insbesondere bei der Generadirektion Wettbewerb (DG COMP) dieselben Bedingungen wie etwa für Offshore-Windenergie gelten müssen, die Möglichkeit staatlicher Hilfen bestehen sollte, es einen Flexibilitätsspielraum für erneuerbare und CO2-arme Energien braucht und dass man Wasserstoff – sofern er emissionsarm ist – aus allen Arten von Energiequellen erzeugen können sollte. Deutschland und Frankreich müssen sich eingestehen, dass die europäischen Verbrauchs- und Produktionsziele für Wasserstoff nicht haltbar sind und es unter den aktuellen Rahmenbedingungen zu zeitaufwendig und kostspielig wäre, den bestehenden grauen durch emissionsarmen Wasserstoff zu ersetzen. Insofern sind eine Lockerung und Anpassung bestimmter regulatorischer Einschränkungen in der RNFBO und RED-III Richtlinie gefragt. Atomstrom ist zwar keine erneuerbare Energieform, doch aber CO2-arm, und der aktuelle Krisenkontext erfordert eine Entschärfung der Vorschriften, um rasche und konkrete Fortschritte zu machen. Der delegierte Rechtsakt über CO2-armen Wasserstoff muss schnell auf die Beine gestellt worden und Atomstrom-Lieferverträge als weitestgehend gleichwertig mit RNFBOs anerkannt werden.
Dr. Marc-Antoine Eyl-Mazzega ist seit dem 1. September 2017 Direktor des Energie- und Klimazentrum am Ifri. Zuvor war er sechs Jahre lang bei der Internationalen Energieagentur (IEA) tätig, wo er für Russland und Subsahara-Afrika zuständig war, wobei er sich auf die Öl- und Gasanalyse in diesen Bereichen und die institutionellen Beziehungen konzentrierte.
- Diese Publikation ist auf Französisch verfügbar (pdf): France-Allemagne : un sursaut dans l’énergie est indispensable.
Inhalte verfügbar in :
ISBN / ISSN
DOI
Notes de l'Ifri, Januar 2025
Verwendung
So zitieren Sie diese VeröffentlichungTeilen
Laden Sie die vollständige Analyse herunter
Auf dieser Seite finden Sie eine Zusammenfassung unserer Arbeit. Wenn Sie mehr Informationen über unserer Arbeit zum Thema haben möchten, können Sie die Vollversion im PDF-Format herunterladen.
Frankreich-Deutschland: eine Neuordnung im Energiebereich ist unerlässlich
Verwandte Zentren und Programme
Weitere Forschungszentren und ProgrammeMehr erfahren
Unsere VeröffentlichungenDie „Huawei-Saga 2.0“ – Europa und Deutschland zwischen Abhängigkeit und Souveränität
Zwar bemühte sich die Europäische Union mit ihrem „5G-Werkzeugkasten“ um eine koordinierte Reaktion beim Ausbau der 5G-Infrastruktur in Europa, doch gingen die Mitgliedstaaten bei der Abwägung politischer, wirtschaftlicher und technologischer Interessen deutlich auseinander. Deutschland – trotz seiner engen wirtschaftlichen Verflechtungen mit China und seiner Rolle als größter Telekommunikationsmarkt Europas – kam erst im Juli 2024 zu einer vagen Einigung, die weitgehend symbolischen Charakter trägt.

Mercosur: Zum Tango gehören immer zwei
„Mercosur (…) darf nicht an Frankreich scheitern“, sagte Friedrich Merz Anfang Dezember. Das letzte Wort sei noch nicht gesprochen, antwortete wenige Tage später Emmanuel Macron. Worum es dabei geht und was auf dem Spiel steht, erklärt Marie Krpata.
Die Deutsch-Französische Brigade und der Wiederaufbau der europäischen Verteidigung
Seit Donald Trumps Rückkehr ist klar: Das europäische Einigungsprojekt ist existenziell gefährdet. Gelingt es den Europäern angesichts des anhaltenden Krieges in der Ukraine und schwindenden US-Sicherheitsgarantien nicht, verteidigungspolitisch souverän zu werden, werden die Integrationsbereitschaft im Inneren und die Attraktivität der EU nach außen weiter erodieren.
Friedrich Merz und die „Zeitenwende 2.0“: eine „neue Ära“ für die transatlantischen Beziehungen?
Am 23. Februar 2025 waren fast 60 Millionen Wähler aufgerufen, einen neuen Bundestag zu wählen. Diese Wahlen werden auch eine neue Regierung in der größten Volkswirtschaft Europas hervorbringen.